Leichenpredigt des Johann Gottlieb Hößelbarth

geboren in der Holzmühle am 23. Januar 1788
gestorben am 28. Mai 1872 daselbst

Der Simeon der Gemeinde ist zu seiner Ruhe eingegangen. Es ist dies Johann Gottlieb Höselbarth, gewesener Besitzer der Holzmühle. Derselbe war der erste Sohn, das dritte Kind des am 13. November 1811 71 Jahre, 1 Monate alt an Lebensschwäche und Auszehrung verstorbenen Mstr. Johann Michäel Höselbarth, Eigenthumsmüllers in der Holzmühle, und der am 23. März 1826 74 Jahre, 1 Monat, 2 Wochen, 2 Tage alt an Lebensschwäche und Brustwassersucht verschiedenen Maria Rosina Höselbarth, geborene Peter von Langenwetzendorf.

Das Licht dieser Welt erblickte der Vollendete am 19. Januar 1788 und empfing Tags darauf die heilige Taufe. Die Zeugen bei dieser heiligen Handlung waren: 1) Johann Michäel Heuschkel, begüterter Einwohner in Merkendorf. 2) Johann George … , begüterter Einwohner in Merkendorf. 3) Frau Rosine Lauterlein, des Johann Georg Lauterlein, begüterten Einwohner und Landfuhrmann in Merkendorf, Ehefrau.


Der Täufling erhielt den Namen Johann Gottlieb daß er dieses bewußt werde, er sei Gottes Gnadenkind und ihn über Alles liebe. Der Täufling gedieh mit des Allermächtigen Hülfe unter … Mutterpflege und Vatersorge an Leib und Seele, wuchs vom Säugling zum Kinde, vom Kinde zum Knaben heran, ward 1794 in die Schule zu Merkendorf geschulet, da Johann Georg Ziege Schullehrer war, erwarb sich in derselben die nötigen Kenntnisse und ward 1802 vom Magister Johann Conrad Meisner in Döhlen confirmirt.


Nach seiner Confirmation blieb er im Vaterhause, erlernte das Müllerhandwerk und unterstützte je länger, desto kräftiger die Eltern in den häuslichen und ländlichen Arbeiten. Schon 6 Jahre vor der Confirmation hatte sich der ältere Bruder Johann Georg verheiratet. Kaum 1 Jahr nach seiner Confirmation verheiratete sich die 2te Schwester Marie Sophie mit Johann Georg Peterlein, begüterter Einwohner in Merkendorf. Die 4. Schwester Christiane Sophie verehelichte sich am 19. Febr. 1804 mit Joh. Michäel Weiser, begüterter Einwohner in Merkendorf, die älteste Schwester Marie Christiane am 19. November 1804 mit Joh. Christoph Oberländer, begüterter Einwohner in Merkendorf, u. von diesem geschieden, am 22. Juli 1811 mit dem Wilhelm Johann Georg Flache, begüterter Einwohner in Dörtendorf.


Die 3. Schwester Maria Rosina, geboren am 16. April 1779, war schon am 20. Juni 1779, also über 8 1/2 Jahr vor der Geburt des Vollendeten, verschieden. Der 2. Bruder Joh. Christoph heiratete am 21. November 1808 in die Pisselmühle. So stand der Vollendete mit seiner 5. Schwester Maria Rosine u. mit seiner 6. Schwester Hanna Christiane allein an der Seite seiner betagten Ältern.


In seinem 24. Lebensjahr verlor unser Vollendeter seinen greisen Vater, da dieser 71 Jahre, 7 Monate alt war. In seinem 29. Lebensjahr verlobte er sich mit Marie Christine Schuster von Merkendorf. Unbekannte Hindernisse traten der Eheschließung mit selbiger entgegen. [Erst als er 31 Jahre alt war, trat er mit Jungfrau Christiane Burucker, der verwittweten (?) ].

So stand nun der Vollendete mit der damals im 66. Lebensjahre stehenden Mutter alleine im Hause. Erst fünf viertel Jahr später schritt er, 31 Jahre alt, zur Ehe, verlobte sich mit Jungfrau Christiane Burucker, der Wittwe Maria Christina Peterlein in Dörtendorf, und des Hans Georg Burucker, Landfuhrmanns in Döhlen, vorehelichen Tochter, ward mit ihr am III. IV. p. Epiphan u. am Sonntage Septnagesimä 1819 in den Kirchen zu Döhlen u. Merkendorf aufgeboten u. hierauf am 8. Febr. 1819 in der Kirche zu Döhlen nach einer Predigt copuliert.

In dieser Ehe, die über 41 Jahre in Frieden geführt ward, gabar ihm die Ehefrau 9 Kinder, nämlich 4 Söhne u. 5 Töchter, von denen der älteste Sohn August Gottlieb, geboren 4. November 1819, am 19. Mai 1867 die älteste Tochter Christiane Sophie, geboren am 16. Sept. 1821, am 4. Oktober 1823, der dritte Sohn, das sechste Kind Heinrich Traugott, geboren am 22. Mai 1829, am 21. Juli 1841, die 4. Tochter das 7. Kind Marie Rosine, geboren am 17. Juli 1831, copuliert am 28. November 1854 mit Johann Ernst Pohland, Besitzer der Berbismühle, am 27. Mai 1863, der vierte Sohn Friedrich August, geboren am 12. November 1833, am 4. Mai 1834 dem Vater in die Ewigkeit vorangegangen sind.

Treu und eifrig wartete der Vollendete seines irdischen … und forschte mutig in der Geschichte des menschlichen Geschlechts, forschte in der alten, mittleren und unseren Geschichte der Völker und noch in seinem hohen Alter, auf seinem vorletzten Leidenslager standen ihm die Ereignisse unter den Völkern klar vor der Seele. Friedlich und ordnungsgemäß lebte der Verewigte im Stande der Ehe. Auf strenge Zucht hielt er unter seinen kindern und ihnen galt seine treue Sorge.

Bis die letzte Kraft brach, zog er, wenn Krankheit ihn nicht ans Haus, ans Lager fesselte, Sonntag für Sonntag, Feiertag für Feiertag ins ferne Gotteshaus, u. hier an dieser Stelle sahet ihr ihn so oft in Andacht sitzen. Im Lenze, wie im Herbste jeden Jahres fand er sich am Tische des Herrn ein, u. war er krank, hielt er daheim Abendmahl mit seinem Herrn.

Wie an Freuden, so war auch sein Leben reich an Krieg und Leiden. Tiefschmerzliche Verluste trafen ihn, ein liebes Töchterlein, das sein 3. Lebensjahr begonnen, ein Sohn, der sein 13. Lebensjahr begonnen, ertranken, im Hause verschied in der Blüthenzeit des Lebens die Schwiegertochter, im Hause ward er an die … zweier Jahre an das Sterbebett der alternden Gattin gestellt, aus der Ferne u. aus der Nähe traf die Trauerbotschaft ein, daß die 4te Tochter in der Blüthe der Jahre dahingewelkt, daß der älteste Sohn in seiner besten manneskraft verunglückt sei, u. daß bald hier, bald da ein … gebrochen sei.

Er selbst lag mehrmals lang u. hart darnieder. Am zweiten Ostertage begann sein letztes Leidenlager. Am 16. April hielt er das letzte Abendmahl. Nach 8 langen, schweren Leidenswochen schlug am 28. d. M. in der … Morgenstunde seine Erlösungsstunde. 84 Jahre, 4 Monate, 5 Tage hat er auf Erden gehabt. Er hinterläßt den in der Holzmühle verheirateten Sohn, die in Staitz verheiratete Tochter, zwei in Dörtendorf verheiratete Töchter, 26 Enkel u. 1 Urenkel.
Der Herr der Ernte winket.